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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 287 mal aufgerufen
 Psychoaktive pflanzen
Ganja smoka Offline




Beiträge: 33

18.08.2006 16:59
Tollkirsche Antworten


Wegen der Ähnlichkeit der Früchte mit Kirschen und der Giftwirkung auf den Menschen (Tobsucht), nannte man die Pflanze Tollkirsche. Weitere Namen waren Teufelskirsche, Wolfsbeere und Dollwurz. Die Benennung der Tollkirsche erfolgte nach der griechischen Göttin Atropos, die den Lebensfaden durchschneidet; Belladonna steht für "Schöne Frau", da sich früher Frauen aus kosmetischen Gründen Tollkirschensaft in die Augen träufelten, um die Pupillen zu vergrößern.
Die Tollkirsche (Atropa Belladonna) gehört zu der Familie der Nachtschattengewächse. Die strauchähnliche Pflanze blüht von Juni bis August und wird bis zu 200 cm hoch. Die krautige Staude hat 5 eiförmige Blätter, violette bis braune Blüten und im reifen Zustand glänzend schwarze Beeren. Die Farbe der Beeren wechselt direkt von grün zu schwarz und ist zwischenzeitlich niemals rot. Die schwarzen, kirschenähnlichen Beeren, die in einem fünfzipfeligen Kelch sitzen, werden sehr ungleichmäßig reif. Neben der schwarzfrüchtigen Tollkirsche gibt es auch eine seltene gelbfrüchtige Varietät (Atropa Belladonna var. Lutea), die blaßgelbe Blüten hat.
Die Tollkirsche enthält in allen Teilen ein Gemisch von Tropanalkaloiden, deren Gehalt zwischen 0,2 - 0,6% schwankt. Der Anteil von Atropin (Stimulanzie, die bis hin zu Tobsucht und Raserei führen kann) ist sehr hoch und schon zehn Beeren sind tödlich. Hyscoamin (Halluzinogen) ist nur sehr gering enthalten.
Durch die Einnahme von Tollkirschen können Halluzinationen ausgelöst werden, entsprechend waren im Mittelalter Tollkirschen Bestandteil der Hexensalben.

Geschichte

Die Tollkirsche wurde schon von Paracelsus (1493 - 1541) erwähnt. Sie diente früher als Heilmittel, wurde aber auch zu Giftmorden gebraucht. Besonders im Aberglauben und Hexenkult des Mittelalters spielte die Pflanze eine große Rolle. In Liebestränken und in den Hexensalben war unter anderem Tollkirsche enthalten; auf die Haut aufgetragen führte sie zu real erlebten Wahnvorstellungen, wie z.B. der Vorstellung zu fliegen. In Hexenprozessen wurden die Angeklagten gezwungen Tollkirsche zu essen, wonach sie sich oft im Wahn selbst beschuldigten. Die Tollkirsche gehört neben dem Bilsenkraut und dem Stechapfel zu den "klassischen Hexendrogen". Auch die Kräuterbücher des Mittelalters beschreiben die Wirkungen der Pflanze. Hieronymus Bock empfiehlt sie bei Leber- und Magen Entzündung, bei Augen- und Ohrenleiden und als Wundsalbe. Er schreibt aber auch: "... / wann du aber dessen zuvil wolltest brauchen / so würt es dir bekommen wie dem Mann von Erbach bei Hohenburg Anno 1541. Gieng der selb man im Wald / und als er ungfähr diß gewächß mit seinen lustigen Beeren ersahe / aß er der selben eine gute schüssel voll / ward aber darnach am andern tag so Doll unnd ungeschickt / das man ihnen wolt gehn Widersdorff haben gefürt / ..." Und bei Mattioli lesen wir: "So man die Beer isset, machen sie denselben menschen so fast toll und unsinnig, als hette jn der teuffel besessen und bringen jn in tieffen unüberwiendlichen schlaff." Außer der schon erwähnten kosmetischen Anwendung, setzte man den Tollkirschensaft in einigen Alpenländern auch Bier und Wein zu, was die Wirkung dieser Getränke noch steigerte.

Wirkung

Der Giftgehalt der Tollkirsche ist entsprechend des Standortes stark verschieden. Gerade die Beeren sind für Kinder eine große Gefahr. Sie werden leicht mit Kirschen verwechselt und schmecken obendrein noch süß. Die tödliche Dosis liegt bei Kindern zwischen 3 und 5, bei Erwachsenen zwischen 10 und 20 Beeren.
Die Tollkirsche enthält in allen Teilen das Alkaloid (S)-Hyoscyamin. Die höchste Konzentration befindet sich hierbei in den Blättern (bis 1,5%). Die Früchte, die zumeist Ursache einer Vergiftung sind, enthalten bis zu 0,7% Alkaloid. (S)-Scopolamin kommt nur in Spuren vor und trägt nicht zur Giftwirkung bei.

Die typischen Symptome einer Tollkirschenvergiftung sind:
- Pupillenerweiterung (Glanzaugen)
- Pulzbeschleunigung
- trockene Haut
- gerötete Haut
- Sehstörungen
- Gleichgewichtsstörungen
- Überhitzung
- Halluzinationen
- schlimmstenfalls auch Herzrythmusstörungen

Ferner kommt es zu Trockenheit der Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich, was Sprach- und Schluckstörungen zur Folge hat sowie zu Pulsbeschleunigung. Bei starker Vergiftung befällt den Patienten Unruhe, er leidet unter Weinkrämpfen und Rededrang sowie unter Tobsuchtsanfällen. Bei entsprechender Vergiftung kommt es zur Bewußtlosigkeit und zum Tod durch Atemlähmung.
Die Nebenwirkungen sind stärker als der Rausch. Gesteigertes Tastgefühl und geringe Halluzinationen. Userberichten zu Folge, ist während eines durch Scopolamin- und Atrpoinhaltige Pflanzen verursachten Rausches, ein säuerlicher Geschmack in der Mundhöhle zu bemerken.

Vorkommen

Die Tollkirsche gedeiht an warmen Waldrändern, an Kahlschlägen und auf Lichtungen in Laub- und Laubmischwäldern. Sie braucht humus- und nährstoffreichen Kalk-/Lehmboden. Man findet sie in Mittel- und Südeuropa, im Norden bis Nordengland, im Osten bis zur Ukraine.

Medizin

Die Tollkirsche findet medizinische Anwendung in der Augenheilkunde; sie wirkt krampflösend bei Epilepsie und Asthma und wird bei Erkrankungen der Luftwege (Bronchitis, Reizhusten) eingesetzt. Ferner hemmt sie die Drüsensekretion und wird zur Behandlung des Parkinsonismus genommen. (S)-Hyoscyamin dient heutzutage als Gegenmittel bei Vergiftungen durch Phosphorsäureester (Pflanzenschutzmittel) In Israel kam es während des Golfkrieges (1991) zu einer Massenvergiftung durch (S)-Hyoscyamin, da viele Bürger sich prophylaktisch dieses Mittel verabreicht hatten, aus Angst vor einem irakischen Giftgasangriff. Atropin ist ein wirksames Gegengift und wird vom Militär als Mittel gegen Nervengas gelagert. Atropin ist eigentlich ein Gemisch aus zwei Chemikalien, dem (S)-Hyoscyamin und dem (R)-Hyoscyamin. Die Pflanze kann aber selbst nur die Substanz (S)-Hyoscyamin bilden, die sich aber durch Umwelteinflüsse in (R)-Hyoscyamin umwandelt. Ein Gemisch, das aus gleichen Teilen von (S)- und (R)-Hyoscyamin besteht, bezeichnet man als Atropin oder auch als (R,S)-Hyoscyamin. Atropin hemmt das an bestimmten Nervenenden freigesetzte Azetylcholin, einen "Neurotransmitter", indem es die chemischen Positionen (Rezeptoren) blockiert, auf die der Überträgerstoff von Nervenimpulsen einwirkt. Die Körperbewegungen werden nicht gehemmt. Die Wirkung erfasst vor allen Dingen folgende Lebensvorgänge: Verdauung, Speichelsekretion, Herzschlag, Pupillenkonzentration.

Quelle: http://www.nitebeat.de

seipjochem Offline



Beiträge: 7

02.11.2018 13:54
#2 RE: Tollkirsche Antworten

Wow so viel Informatione zu so einer kleinen Pflanze.
LG

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